Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

VfL Kirchheim - Kickers Offenbach
Endergebnis: 0:1 (0:1)

Spielbericht vom 09.08.97
Kickers im Freudentaumel - 1:0 Sieg und Tabellenführer
Eigentor beschert zweiten Auswärtssieg / Boysen: "Riesenkompliment"

Die Offenbacher Kickers werden langsam unheimlich. Mit dem 1:0-Sieg beim Mitaufsteiger VfL Kirchheim bleibt der OFC 1997 unbesiegt. Die letzte Auswärtsniederlage liegt fast zehn Monate zurück. Der Neuling mischt die Regionalliga nach zweijähriger Abstinenz nach allen Regeln der Kunst auf. Daß Waldhof Mannheim (Zweitligaabsteiger), Reutlingen (letzte Saison 3. Platz), Fulda (4. Platz) und Ulm (6.) an der Tabellenspitze stehen, war von allen Experten erwartet worden. Doch inmitten der Favoriten tummelt sich zur allgemeinen Überraschung der „Flutlicht-Aufsteiger” aus Offenbach mit sieben Punkten auf dem Platz an der Sonne.

Bei der Hitzeschlacht von Kirchheim zeigten alle Spieler bei Temperaturen von 40 Grad eine überragende Leistung und Moral. Während die 1469 Besucher schon beim zuschauen schwitzten, gingen alle Akteure auf dem Rasen an ihre Leistungsgrenze, bisweilen an die Substanz. „Ein glücklicher, aber verdienter Sieg für uns”, bilanzierte OFC-Trainer Jürgen Boysen nach 90 nervenaufreibenden Minuten, dämpfte aber gleichzeitig die Euphorie. „So souverän haben wir unsere Punkte nicht geholt. Das waren harte Kisten.”

Einer der über 700 mitgereisten, am Ende überglücklichen Kickers-Anhänger glaubt spätestens seit Samstag an überirdische Unterstützung für die Offenbacher. „Der Fußball-Gott muß ein Offenbacher sein.” Die Glückssträhne der Kickers reißt seit Monaten nicht ab. Vielleicht sollten die Verantwortlichen in den nächsten Wochen Lottoscheine ausfüllen.

Zum zweiten Mal bescherte ein Eigentor den Offenbachern wichtige Punkte. Der Kirchheimer Kärcher lenkte in der 37. Minute eine scharfe Hereingabe von Günter Maier aus drei Metern an seinem Torhüter vorbei zum spielentscheidenden Tor ins eigene Netz. Das Glücksrad drehte sich in der 87. Minute erneut in Richtung Offenbach. Zunächst holte Keffel einen Freistoß von Huber akrobatisch aus dem Torwinkel, den Nachschuß setzte Tallafuß aus drei Meterh nicht ins leere Tor, sondern an den Pfosten – und als zwei Kirchheimer den Abpraller über die Linie drücken wollten, sprang Bernd Gramminger mit einer artistischen Pirouette dazwischen und verhinderte mit der Hacke den sicheren Ausgleich.

Doch Glück ist nur ein kleines Teilchen im Kickers-Erfolgspuzzle. Kämpferisch hatten Roth und Co. in allen drei Spielen Vorteile. In Kirchheim waren die Offenbacher aber auch spielerisch besser, bestimmten und kontrollierten das Geschehen fast 70 Minuten lang, ehe der VfL in der Schlußphase alles oder nichts riskierte. „Offenbach war schon stärker, wir haben nur Hauruckfußball gespielt”, meinte Kirchheims Trainer Andi Kleinhansl. Überragend die Abwehr mit dem seit eineinhalb Jahren absolut fehlerlos spielenden Torhüter Rene Keffel, einem immer sicherer agierenden Libero Dolzer und den beiden souveränen Manndeckern Gramminger und Giersch. Für Boysen war das wichtigste, daß der bisherige Erfolg nicht auf Einzelleistungen sondern auf der kompakten Geschlossenheit quer durch alle Mannschaftsteile beruht. „Ich mache der Mannschaft ein Riesenkompliment für diesen Traumstart.”

Boysen zieht den Hut vor dem Kohler vom Bieberer Berg
Gramminger und Keffel seit Monaten überragend

Es war kein Zufall, daß zwei Offenbacher in der 87. Minute in Kirchheim mit spektakulären Aktionen den Sieg retteten. Erst die akrobatische Parade von Keffel, dann die artistische Rettungstat von Bernd Gramminger. „Ich weiß nicht, wie man dieses Tor nicht machen kann”, rätselte Kirchheims Trainer Kleinhansl. Keffel und Gramminger sind seit Monaten die überragenden Spielerpersönlichkeiten im rot-weißen Kickers-Dress. Seit Ronny Borchers im Januar 1996 das Traineramt in Offenbach übernahm, spielt der 29jährige Rene Keffel absolut fehlerlos. Zuvor war seine Position als Nummer eins immer in Frage gestellt, hinter Marius Todericiu war er sogar ins zweite Glied abgeschoben worden. Obwohl Keffel einer der wenigen Spieler ist, der einen Vollzeit-Job ausübt, ist er zu einem der besten Torhüter in der Regionalliga gereift. „Ich bin froh, daß wir so einen Rückhalt haben”, weiß Boysen, was er an Keffel hat.

Daß Rene Keffel bei allem Können bisher nicht übermäßig viel zu tun hatte, liegt auch zu einem großen Teil an Bernd Gramminger. Der 31jährige räumt als Manndecker fast alle Schwierigkeiten schon vor der eigentlichen Gefahrenzone im Strafraum aus dem Weg. Der Reutlinger Maier, der Mannheimer Volke und der Kirchheimer Huber bekamen gegen den früheren Aschaffenburger keinen Stich, geschweige denn eine Torchance. Auf dem Spielfeld schnurrt Gramminger wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk. Keine Zehntelsekunde zu spät beim Gegner, absolut zuverlässig. „Eine überragende Partie. Hut ab vor Gramminger. An ihm werden wir noch viel Freude haben”, lobte OFC-Trainer Boysen seinen ältesten Spieler. Nicht nur seine Rettungstat in der 87. Minute erinnert an die spektakuläre Aktion des Dortmunders Jürgen Kohler in Manchester, sondern auch seine Spielweise und Zuverlässigkeit. Gramminger, der Kohler vom Bieberer Berg.

Mit der Rückkehr des ehemaligen Boxers (2. Bundesliga in Speyer) nach halbjähriger Verletzungspause begann im Januar die Erfolgsserie der Kickers, die seitdem unbesiegt sind. Gramminger: „Wir haben im Moment einen Lauf, das ist sensationell. Unser Tor ist für den Gegner wie vernagelt.” Daß die Kickers mit dem 1:0-Sieg sogar die Tabellenführung übernahmen, ist für „Grammi” nur eine erfreuliche Randerscheinung. „Viel wichtiger für den Verein ist, daß wir am Freitag gegen Bayern München ein volles Haus haben. Aber wenn wir nach der Vorrunde auch noch da oben dabei sind, dann...”, läßt Gramminger den Satz lieber unvollendet.

(Berichte aus der OFFENBACH-POST vom 11.08.97)


Mannschaftsaufstellungen:

VfR MannheimKickers Offenbach
Schairer, Gabriel, Kärcher (78. Schweizer), Maier, Nasrin (67. Tallafuß), Schurr, Kauf, Endler, Yücel (51. D'Agostino), Huber, Geywitz. Keffel, Dolzer, Gramminger, Giersch, Maier, Hartmann (85. Koutsoliakos), Kastner, Methfessel (69. Meyer), Dama, Simon, Roth (73. Ispir).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Schalk (Augsburg)0:1 Kärcher (37. Eigentor)Yücel, Maier, D'Agostino (Kirchheim), Giersch, Maier, Kastner, Roth, Methfessel (OFC)--1469
Alle Angaben ohne Gewähr


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