Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

Kickers Offenbach - SSV Ulm 1846
Endergebnis: 2:1 (0:0)


Spielbericht vom 29.08.97
Riesen-JUbel um Roth und Giersch
Kickers nach 2:1 gegen SSV Ulm wieder Tabellenführer / Ispir-Tor brachte die Wende

Riesen-Stimmung auf dem Bieberer Berg ! 13 500 Zuschauer standen kopf, als die Offenbacher Kickers in der Schlußphase ein fast verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer rissen, den SSV Ulm nach einem 0:1 Rückstand noch mit 2:1 (0:0) niederkämpften und die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga Süd nach dem sechsten Spieltag wieder eroberten. Liga-Torjäger Fritz Walter schoß die „Spatzen” bei seiner einzig guten Aktion mit seinem sechsten Saisontor in Front (63.), doch bereits zwei Minuten danach sorgte Islam Ispir mit dem Ausgleichstreffer für die Wende. OFC-Goalgetter Oliver Roth wuchtete in der 88. Minute eine Dama-Ecke per Kopf zum Siegtreffer ins Ulmer Tor, und in der 91. brach nochmals großer Jubel aus, als Kai-Uwe Gierseh einen abgefälschten Ball mit einer akrobatischen Kinlage von der Offenbacher Torlinie bugsierte. Die Mannschaft wurde von den begeisterten Kickers-Fans noch zehn Minuten nach dem Schlußpfiff mit stehenden Ovationen gefeiert. Damit blieben die Offenbacher auch im 22. Punktspiel 1997 unbesiegt.

13 500 Besucher strömten gestern auf den Bieberer Berg. Wenn dieser Boom noch vier Wochen anhält, haben die Kickers nach den Heimspielen gegen den SC Weismain und Waldhof Mannheim ihre Zuschauer-kalkulation (insgesamt sind 51 000 veranschlagt) bereits nach fünf Heimspielen erreicht.

Trainer Hans Jürgen Boysen mußte erstmals in dieser Saison seine Mannschaft verletzungsbedingt umstellen. Für Stefan Simon (Sehnenplattenreizung in der Wade) stürmte Islam Ispir neben Oliver Roth. Ulm verzichtete zunächst auf Torjäger Trkulja und Spielmacher Buterin, die erst nach der Pause kamen. Gegen die kompakte Vierer-Abwehrkette der Ulmer hatten die Offenbacher von Beginn an erhebliche Probleme. Roth und Ispir konnten sich kaum in Szene setzen, zumal ihnen aus dem Mittelfeld die nötige Unterstützung fehlte.

Die Halbstürmer Methfessel und Hartmann wurden geschickt abgeblockt, über die Außenbahnen entwickelten Maier und Dama zu wenig Druck. Kastner mußte sich ständig um den bis dahin auffälligsten Ulmer Honold kümmern, konnte im Spielaufbau wenig eingreifen. Allerdings dominierten auch bei den Kickers die Abwehrspieler eindeutig. Giersch hatte Fritz Walter bis zur Pause ebenso sicher im Griff wie Gramminger Regenbogen.

Torchancen waren rar gesät. Die einzige dicke hatte Regenbogen, der nach einem Freistoß von Rösler aus fünf Metern frei zum Kopfball kam, doch Keffel wehrte den Ball mit einem tollen Reflex ab. Dagegen blieb Laux im Ulmer Tor bis zur Halbzeit ohne Beschäftigung. Trotz der tadellosen Leistung von Ispir merkte man das Fehlen von Simon den Kickers-Aktionen an. Vor allem Methfessel war nervös, er fand erst im zweiten Abschnitt zur gewohnten Leistung.

Bereits nach dem Seitenwechsel setzten die Ulmer alles auf eine Karte, brachten die offensiven Buterin und Trkulja und somit einen dritten Stürmer, um den sich der laufstarke Maier kümmerte. Die Partie wurde sofort lebhafter. Die „Spatzen” verstärkten den Druck, und Keffel hatte alle Hände voll zu tun. Aber bereits hier zeigte sich, daß die Kickers ihre geballte Kampfkraft dagegensetzten. Die Abwehrreihe Dolzer, Gramminger, Giersch überragte, Kastner, Maier, Dama akkerten solide. Trainer Boysen: „Wir haben dank unserer Kampfkraft verdient gewonnen. Die Elf hat von hinten heraus sehr diszipliniert gespielt und nach dem Platzverweis nochmal richtig Druck gemacht.”

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 30.08.97)


Das Phänomen Kickers Offenbach
16000 begeistert vom 2:1 gegen Ulm

Die große Regionalliga-Party der Offenbacher Kickers geht weiter: Vor der Rekordkulisse von 16.000 Zuschauern siegte der Aufsteiger am 6. Spieltag gegen den Titelaspiranten SV Ulm mit 2:1 und sprang (zumindest vorübergehend)an die Tabellenspitze der Regionalliga Süd.

Doch bis zum Happy-End mußten die Fans auf dem Bieberer Berg am Freitag abend lange warten: Zunächst begannen die Mannschaften übervorsichtig, schöne Spielszenen waren auf beiden Seiten nur ansatzweise zu sehen. Viel Arbeit hatte der gute Schiedsrichter Albrecht, der in der harten und sehr kampfbetonten Partie insgesamt sieben Gelbe und eine Gelb-Rote Karte verteilte.

Finale Furioso
Die letzte halbe Stunde war dann aber an Spannung und Dramatik nicht zu überbieten. Ex-Bundesliga-torschützenkönig Fritz Walter sorgte nach 64 Minuten mit seiner ersten und einzigen nennenswerten Aktion für die Ulmer Führung. Doch das Offenbacher Finale Furioso sollte folgen: Im direkten Gegenzug traf Islam Ispir zum Ausgleich, der Bieberer Berg begann zu beben. Die Ulmer (ab der 79. nur noch mit zehn Mann) gerieten immer stärker unter Druck.

In der 87. Minute wurde Oliver Roth wieder einmal zum großen Matchwinner. Bis dato fast abgemeldet, köpfte er nach einem Dama-Eckball den Ball zum Sieg in die Maschen. Das Stadion stand Kopf, die Kickers an der Tabellenspitze. Und das, obwohl die Rot-Weißen (wieder einmal) nicht besser waren als der Gegner. Ulms Trainer Ralf Rangnick ("Ein Remis wäre verdient gewesen.") sah das Spiel anders als OFC-Coach Hans-Jürgen Boysen: "Wir sind verdienter Sieger, da wir trotz des Rückstands nicht aufgesteckt haben."

Kickers-Boom
Auch vorgestern bestätigte sich wieder: Die Offenbacher sind die Bayern der Regionalliga. Die mit Abstand meisten Zuschauer bei Heim- und Auswärtsspielen, eine große Nachfrage nach Fanartikeln, und auch im Internet eine Macht. Die OFC-Homepage wurde rund 14.000 mal angewählt - Championsleague-Sieger Borussia DOrtraend hatte nur halb soviel Besucher auf seinen Web-Seiten. Nach wie vor scheinen aber Trainer und Mannschaft trotz der in ganz Offenbach grasierenden Euphorie auf dem Boden zu bleiben. Hans-Jürgen Boysen versuchte, die Situation richtig einzuschätzen: "Wir dürfen auf keinen Fall abheben. Jeder gewonnene Punkt ist für die Tage wichtig, an dem das Ergebnis nicht für die Kickers spricht.” Unterdessen träumten die 16.000 schon von der Zweiten Liga......

(Bericht aus der PRIMA-Sonntag (Aschaffenburg) vom 31.08.97)


"Vulkan" Bieberer Berg kocht wie zur seligen Bundesligazeit
Wieder rauschende Ballnacht beim 2:1 gegen starke Ulmer "Spatzen"

Die Freudenfeste am Bieberer Berg reißen nicht ab! Nach dem bitteren Zwangsabstieg aus der zweiten Bundesliga am 14. Juli 1989 gab es zwischendurch immer wieder mal Bestseller. So das Pokaldrama gegen Werder Bremen, so auch gegen Mönchengladbach. Das deutsche Amateur-Endspiel gegen Preußen Münster nicht zu vergessen. Belebende Oberliga-Spitzenspiele und diverse Aufstiegs-Krimis gehören auch zu dieser Statistik. Was sich aber seit dem Regionalliga-Auftakt 1997/98 abspielt, ist einfach Euphorie in Serie.

Über die Zuschauerzahl beim tollen Endspurt-Flutlicht-2:1 gegen einen vollmotivierten SSV Ulm wurde nur am Rande gewettet. OFC-Kassendienst-Chef Klaus Wassern legte sich auf etwa 13500 fest. Dem Euphorie-Konto mögen die übrigen 1000 oder 2000 Fans hinzuzurechnen sein, für die sich Teile der schreibenden Zunft entschieden. Egal ob 13500 oder 16000: Alle kamen beim 2:1 der Kickers auf ihre Kosten. Hinterher wieder die volksfestähnlichen Zustände, die sich bis in die Bieberer Kneipen hinein fortsetzten.

Das 2:1 der Kickers gegen die Ulmer war in der Endabrechnung reif für Topspiel-Zuschläge. Da hallt es von der Stehtribüne: „Steht auf, wenn ihr Kickers seid.” Prompt erheben sich die Fans der Sitztribüne. OFC-Trainer Hans Jürgen Boysen: „Dank an dieses Publikum.” Vergessen zu jener Zeit die kritischen Phasen der Kickers. Da war der Auftakt zur zweiten Halbzeit, als Ulm mit Trkulja einen echten Torjäger einwechselte. Boysen: „Eine Mannschaft, die einen Trkulja nachschieben kann, ist zu beneiden. Wir mußten gegen nunmehr drei Ulmer Sturmspitzen umdisponieren. Die Substanz von Ulm war enorm. Wir haben aber mittlerweile gelernt, diszipliniert zu spielen, können mit Kampfgeist Unzulänglichkeiten wettmachen. Zudem hatten wir bei unserer Beobachtung in der Ulmer Deckung trotz Gardemaß Fehlerquellen festgestellt.”

Ulms geknickter Trainer Ralf Rangnick gab Boysen recht: „Wir haben jede Menge langer Kerle in der Deckung und trotzdem machten die Kickers das 1:1 nach einem hohen Freistoß und beim 2:1 der Kickers stand Roth trotz klarer Zuordnung praktisch völlig frei. Ich bin enttäuscht! Wir hatten einen hohen Aufwand betrieben und trotzdem verloren.”

Beim Umtrunk hinterher strahlte einer besonders: OFC – Jugendleiter Karl-Heinz Kohls. Seine Zahlen: „Mit Giersch, Dolzer, Dama, Hartmann, Ispir liefen fünf Kickers-Eigengewächse ein, mit Cavus wurde ein sechster ehemaliger A-Jugend-spieler eingewechselt und mit Schummer, Koutsoliakos, Speth saßen drei Spieler auf der Bank, die auch alle ihr Handwerk auf dem Bieberer Berg erlernten.”

Für Islam Ispir gab es ein besonderes Trainerlob. Hans Jürgen Boysen: „Klar, daß ein gesunder Stefan Simon gespielt hätte. Aber Ispir hat ihn hervorragend ersetzt.”

Ob Tabellenplatz eins, zwei, drei oder vier, das spielt zur Zeit keine Rolle am Bieberer Berg. Hauptsache: Man ist vorne dabei. Vorjahrs-Torjäger Oliver Roth kann verständlicherweise in der höheren Klasse nicht mehr die gleiche Treffermenge abliefern. Mit seinen drei Treffern bisher aber rettete er beim 2:2 gegen Reutlingen einen Punkt, beim 2:1 gegen Ulm machte er in der Schlußminute aus einem sehenswerten Remis noch einen tollen Dreier und beim 3:0 in Mannheim schweißte er das wichtige 1:0 bereits in der 4. Minute ein.

Apropos Mannheim: Der doch noch zum Favoritenkreis gehörende VfR kassierte gegen Ditzingen eine ernüchternde 1:2-Heimniederlage. Zu jenen Ditzingern müssen die Kickers am kommenden Samstag. Auf alle Fälle sollten die Kickers ein kleines Versöhnungsgeschenk für Trainer Joachim Gerlach mitnehmen. Denn den ließen fußballunkundige OFC-Ordner nicht unter die Tribüne. Hoffentlich geht der Rache-Fluch Gerlachs nicht in Erfüllung. Die Kickers haben bislang noch kein Punktspiel verloren....

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 01.09.97)


"Das hat Fußball-Offenbach verdient" !
Stimmen am Flutlicht-Freitag / Nuber: "Typisch Bieberer Berg - so kommen die Fans"

Portas-Chef Horst Jung:
„Wenn's läuft, dann läuft's! Was sich zur Zeit in Offenbach abspielt, das haben die Fans, Mannschaft und das große Kickers-Umfeld endlich einmal verdient. Dieser Sieg gegen Ulm war unendlich wichtig – weil wir weiter dranbleiben können. Nach einem 0:1-Rückstand gegen einen solch starken Gegner noch zu gewinnen, das muß ja die reine Freude auslösen.”

OFC-Ehrenspielführer Hermann Nuber:
„Typisch Bieberer Berg – man soll erst heimgehen, wenn abgepfiffen wird. Offenbach will eine kämpfende Kickers sehen – dann kommen auch die Zuschauer. Die Moral in dieser Mannschaft stimmt. Dranbleiben!”

OFC-Kapitän Oliver Roth:
„Wie ich das 2:1 köpfte ? Mein Gegner stand etwas zu kurz, ich dafür richtig. In Offenbach dauern die Spiele nun mal etwas länger. Bis zur 95. Minute sollte jeder Fan dableiben – oder auch länger. Wir müssen uns zur Zeit alles erkämpfen. Im übrigen ist es völlig egal, wer bei uns die Tore macht. Rein muß die Murmel!”

Offenbachs OBI-Chef Klaus Klüsche:
„Man geht wieder zum Bieberer Berg, weil etwas geboten wird.”

OFC-Ehrenpräsident Waldemar Klein:
„Der 29. August ist ein historisches Datum. Vor 27 Jahren holten wir in Hannover gegen den 1. FC Köln den DFB-Pokal. Damals wie heute waren die Kickers Außenseiter. Damals wie heute haben wir Typen mit Siegermentalität. So läßt sich die Ware OFC-Fußball am besten verkaufen.”

OFC-Abwehrspieler Kai-Uwe Giersch:
„Das war halt typisch Fritz Walter. Ein kleiner Fehler von mir und schon war's passiert. Aber wir haben nach dem 0:1-Rückstand vernünftig weitergespielt. Siegeswillen haben nicht nur die Ulmer offenbart – wir auch! Daß ich kurz vor Ende gegen Fritz Walter eine fast hundertprozentige Chance vereiteln konnte, glich alles wieder aus. Gegen den Walter muß man schon mal zappeln.”

OFC-Schatzmeister Horst Zang:
„So etwas erfreut das Herz des Schatzmeisters. Unser Spitzenplatz wird honoriert. Mit diesem Zuschauerboom konnte keiner rechnen. Ohne genau auf den Etat zu schielen: Bei zugkräftigen Gegnern hatten wir schon 6000 bis 7000 Fans im Plan, dafür aber bei weniger attraktiven Gästen 2000 bis 2500. Schließlich wird's ja auch mal Winter. Wir leben aber in der Gegenwart: Selbst unser Ausstatter Nike freut sich über große Umsätze bei den Fans, sagt, daß das für Regionalliga-Verhältnisse sensationell ist. Übrigens freuen wir uns über jede Spende für die Stahlrohrtribüne.”

OFC-Ehrenspielführer Gerd Kaufhold:
„Die Ulmer haben sicher den etwas besseren Fußball gezeigt. Der Start in die zweite Halbzeit war stark. Trotzdem haben die Kickers verdient gewonnen, weil sie eine großartige kämpferische Leistung zeigten. Ein bißchen Glück war wieder dabei. Aber so ist der Fußball nun mal.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 01.09.97)


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSSV Ulm 1846
Keffel, Dolzer, Gramminger, Giersch, Maier, Hartmann (83. Cavus), Kastner, Methfessel, Dama, Ispir, Roth. Laux, Bodog, Stadler, Widmayer, Kinkel, Pleuler (79. Gora), Otto, Honold (46. Trkulja), Rösler (46. Buterin), Walter, Regenbogen.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Albrecht (Kaufbeuren)0:1 Fritz Walter (63.)
1:1 Ispir (65.)
2:1 Roth (88.)
Maier, Kastner, Ispir, Gramminger (OFC), Otto, Rösler (Ulm)Otto (Ulm)-13500
Alle Angaben ohne Gewähr


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